Autorinnen und Autoren: Team der AAE

Innerhalb kürzester Zeit wurden passgenaue Lösungen entwickelt, sodass alle von den Partner*innen und Auftraggeber*innen gewünschten Prüfungen stattfinden konnten und können. Für ganz unterschiedliche Typen von Prüfungen hat das IML rechtliche Fragen geklärt, Schutzkonzepte erstellt und Prüfungsformate angepasst. Einige Beispiele:

Schriftliche Prüfungen

Im Vorfeld von Prüfungen, bei der Herstellung von Prüfungen und bei der Qualitätssicherung wurden vom IML pandemie-bedingt neue Wege beschritten. Workshops mit vielen Teilnehmenden zur Erstellung von sogenannten Multiple-Choice-Fragen für Prüfungen aus dem Medizinbereich, die normalerweise als Präsenzveranstaltung abgehalten worden wären, wurden unter Nutzung von Video-Konferenz-Software erfolgreich komplett in den virtuellen Raum verlegt.

Die schriftlichen Prüfungen selbst wurden zum Teil in grosse Messehallen verlegt, damit alle Prüfungs-KandidatInnen mit ausreichend Sicherheitsabstand sitzen konnten. Masken wurden an den Eingängen zur Verfügung gestellt und für die Laufwege hin zu den Prüfungsplätzen gab es ausgearbeitete Pläne, um genügend Abstand zu gewähren. Während den Prüfungen galt Maskenpflicht und für die zweite Hälfte der Prüfungszeit bekamen die KandidatInnen eine neue Maske. Alle diese Schutzmassnahmen haben sich bewährt und wurden allgemein gut akzeptiert. In allen bisher während der Covid-19-Pandemie abgehaltenen Prüfungen waren die KandidatInnen sehr diszipliniert und haben sich an die Regeln gehalten. Einige äusserten sogar ihren persönlichen Dank für den organisatorisch gewährleisteten Gesundheitsschutz während der Prüfung. Die Mitarbeitenden des IML profitierten gesundheitlich sogar vom Schutzkonzept. Beim Vorbereiten und Abräumen der Prüfungsmaterialien (Tischnummern, Prüfungsunterlagen, Schreibutensilien und Schutzmasken) in den grossen Hallen summierten sich viele Laufmeter - ein regelrechtes Fitnessprogramm.

Andere schriftliche Prüfungen wurden mit einer am IML entwickelten Software (MEASURED Web-Erweiterung) komplett webbasiert durchgeführt. Dabei konnten die KandidatInnen zu Hause am privaten Computer die Prüfung ablegen. In einer dritten Variante wurden schriftliche Prüfungen per Tabletcomputern abgewickelt, jedoch aktuell nur mit kleineren Teilnehmerzahlen, um die notwendigen Quarantäne-Zeiten der Geräte bis zum nächsten Einsatz zu gewährleisten. Die sensiblen Touch-Screens der Tablets können nämlich nicht ohne Weiteres sicher desinfiziert werden. Da auch Papierunterlagen nicht so einfach desinfiziert werden können, müssen zum Schutz der Mitarbeitenden übrigens auch sämtliche Prüfungsunterlagen zuerst in Quarantäne gelegt werden, bis sie weiterverarbeitet werden können.

Mündliche Prüfungen

Bei mündlichen Prüfungen wird naturgemäss viel gesprochen, was das Übertragungsrisiko von SARS-CoV-2 erhöht. Vor Prüfungsbeginn wurden die KandidatInnen in Gruppen eingeteilt und diese Gruppen dann zeitversetzt geprüft, wodurch grössere Ansammlungen von KandidatInnen im Empfangsraum verringert werden konnten. Auch hier wurden für alle Anwesenden Masken verteilt und Desinfektionsmittel bereitgestellt. Zudem wurde die Anzahl der Personen in den Prüfungsräumen minimiert. In normalen Zeiten befinden sich bei einer mündlichen Prüfung drei Personen im Raum: KandidatIn, ExaminatorIn und Co-ExaminatorIn. Jetzt, unter Covid-19 war der Examinator oder die Examinatorin via Zoom zugeschaltet und führte die Prüfung per Video durch. Die mündlichen Prüfungen in Bern waren als "Postenlauf" konzipiert, wobei pro Posten 8 Minuten Prüfungszeit zur Verfügung standen. Beim Wechsel zwischen den Posten wurden die Türen der Prüfungsräume für die KandidatInnen von Mitarbeitenden geöffnet. Dies half den KandidatInnen den «Takt» einzuhalten und ersparte  Ihnen, sich nach dem Bedienen der Türklinken die Hände desinfizieren zu müssen, womit sie Zeit verloren hätten. Damit sich die KandidatInnen im Postenlauf nicht zu nahe kamen, wurden Bodenmarkierungen mit den Laufrichtungen in allen Etagen angebracht. Die für dieses Schutzkonzept notwendigen Planungen und Vorbereitungen waren äusserst aufwendig, ermöglichten aber auch hier eine für alle Beteiligten gesundheitlich sichere und erfolgreiche Durchführung der Prüfung.

Klinisch-praktische Prüfungen

Auch klinisch-praktische Prüfungen wurden der Pandemie-Situation angepasst. Dabei war nach dem Gesundheitsschutz aller Beteiligten das zweitwichtigste Ziel, dass die direkte Interaktion der KandidatInnen mit den Simulationspersonen (SP) erhalten blieb. So war es unvermindert möglich, die Fähigkeit der KandidatInnen zu messen, z.B. dass ein Arzt-Patientengespräch in vorgegebener Zeit patientengerecht durchgeführt, und kritische Aspekte angesprochen wurden. Konkret mussten die KandidatInnen zeigen, wie sie eine auf das Leiden der PatientInnen und die am wahrscheinlichsten dahinterstehenden Erkrankungen fokussierte Anamnese erheben, eine Diagnose stellen und den PatientInnen das weitere Vorgehen erklären. Lediglich bei der Prüfung der körperlichen Untersuchungstechniken, was ein wesentlicher Teil der ärztlichen Tätigkeit ist,  mussten bei den Prüfungen Abstriche gemacht werden. Während einige körperliche Untersuchungen mit angepassten Schutz- und Hygienemassnahmen durchgeführt und bewertet werden konnten, mussten andere durch spezielle Simulationstechniken ersetzt werden wie beispielsweise die Verwendung von Körper-Modellen (die nach jeder Verwendung desinfiziert wurden) oder die Ansage der pathologischen Befunde, sobald die KandidatInnen eine bestimmte Untersuchung durchzuführen beabsichtigten. Wie bei den mündlichen Prüfungen wurde auch im Umfeld der praktischen Prüfungen der Gesundheitsschutz durch logistische Kniffe optimiert, indem grössere Personenströme durch die Aufteilung der KandidatInnen in kleinere Prüfungsgruppen und durch das Weglassen von Besammlungen vor Prüfungsbeginn vermieden wurden.

Fazit

Es ist ein schöner Erfolg, dass es dem IML gemeinsam mit den Partner*innen und Auftraggeber*innen gelungen ist, unter Berücksichtigung der Gesundheit und Bedürfnisse von Kandidat*innen, Simulationspersonen und Prüfenden, und unter Berücksichtigung der Eigenheiten der verschiedenen Prüfungsformate, alle gewünschten Prüfungen an die speziellen Bedingungen der Covid-19-Pandemie anzupassen und trotz der erschwerten Bedingungen sicher durchzuführen.

 

© Bild Studiendekanat Humanmedizin Bern, Peter Frey